In diesem Geburtsbericht berichtet Sinem über die Geburt ihres dritten Kindes mehr als drei Wochen vor ET. Selbstbestimmt hat sie sich für eine Einleitung entschieden, als bereits zwei Ärzte ihr zu einem Kaiserschnitt geraten hatten.
Geburtsbericht Sinem:
Bevor ich starte, kann ich nur nochmal betonen, wie dankbar ich bin für deine wertvollen Tipps, wundervollen Worte und deine liebevolle Art.
Also es begann alles bei dem Gespräch zur Geburtsplanung in unserer Wunschklinik. Als dort beim US entdeckt wurde, dass die NS vom Baby am Eingang der Plazenta sehr stark vergrößert war, wurden wir zu Spezialisten geschickt, die uns zu einem KS geraten haben, um das Baby keiner möglichen Thrombose-Gefahr auszusetzen. Ich hatte das Gefühl, die ganze mentale Vorbereitung und Stärkung zur selbstbestimmten Geburt waren umsonst. Ich fiel in ein Tief, da ich mich mit dem Gedanken KS gar nicht befasst hatte. Bis ich dir, liebe Josie, geschrieben habe und du mir mal wieder super Tipps gegeben hast und mich quasi „aufgeweckt“ hast, dass ein KS nicht unbedingt eine Schwäche bedeuten muss, wenn es denn keine andere Möglichkeit gibt.
Es ist völlig in Ordnung, von einer Diagnose erstmal aus der Bahn geworfen zu werden! Es ist auch in Ordnung, um die möglichen Konsequenzen zu trauern. Wichtig ist, dass du in dieser Trauer nicht untergehst und beginnst deine Optionen zu evaluieren.
In der 3. Klinik angekommen, die ich durch meine 2. Geburt kannte und dem Personal vertraute, holten wir uns eine 3. Meinung von dem leitenden Oberarzt, dem wir sehr vertrauten und der uns auch bei der 2. Geburt begleitet hatte. Wie erwartet, unterstützte er meinen Wunsch, eine natürliche Geburt zumindest zu versuchen. Trotz Diskussionen mit seinem Team, ob es nicht zu früh sei bei 36 + 3 für eine Einleitung stand er hinter unserer positiven Energie und setzte sich durch.
Wenn ein Kaiserschnitt notwendig ist, muss das nicht das Ende deiner selbstbestimmten Geburt bedeuten!
Es ist immer lohnend bei medizinischen Indikationen sich noch eine Zweitmeinung einzuholen von
jemanden, dem du vertraust. Um dann eine selbstbestimmte Entscheidung dafür oder dagegen zu treffen. Oder, wie in diesen Fall – sich für etwas ganz anderes zu entscheiden.
Am nächsten Tag starteten wir langsam mit einem Wehencocktail, um zu gucken, ob mein Körper überhaupt bereit ist Wehen zu produzieren und, wie die kleine Maus darauf reagieren würde. Tatsächlich
bekam ich einige Wehen in regelmäßigen Abständen, die aber nicht wirklich Muttermunds wirksam waren. Da meine Maus das auch super mitgemacht hat, ging es am nächsten Tag mit der Einleitung weiter, mithilfe von Prostaglandine. Wieder bekam ich Wehen, die mir nicht sehr intensiv vorkamen. Wir haben uns die ganze Zeit mit meinem Mann vor dem KH aufgehalten. Er durfte Corona bedingt nicht mit auf Station. Zwischenzeitlich flossen auch 1–2 x beim CTG einige Tränen wegen des Alleine sein. Jedoch immer nur kurz, da ich mir immer meine Affirmationen in Gedanken gerufen habe und eine Playlist hatte, mit motivierenden Songs. Und draußen machten wir auch das Beste draus.
Nicht alle Situationen unter der Geburt sind kontrollierbar. Aber du kannst kontrollieren, wie du damit umgehst!
Wir gingen viel spazieren um das KH herum, unterhielten uns und lachten viel miteinander. Wir stiegen Treppen hoch und wieder runter. Als die Wehen anfingen intensiver zu werden, umarmten wir uns und tanzten einfach einen romantischen Walzer mit kreisenden Hüftbewegungen. Wir atmeten gemeinsam tiefe Atemzüge und lachten immer noch viel während der ganzen Zeit. Wir schickten unserem Baby und dem Universum positive Energie und spürten instinktiv, dass dies was bewirken wird.
Nach nicht allzu langer Zeit (ca. 1–2 Std.) ging ich in den Kreißsaal für ein weiteres CTG der Maus zuliebe. Ich habe auch bei jeder CTG Aufzeichnung darauf bestanden zu sitzen und mich nicht einfach leiten gelassen zu liegen. Ich habe nur auf mein Körpergefühl gehört und hab von „außen“ nur Eingriffen zugelassen, die medizinisch notwendig waren. Wodurch ich mich aber auch sicherer gefühlt habe. Nach der Aufzeichnung stellte die Hebamme fest, dass der Muttermund sich um 2–3 cm geöffnet habe.
Hier steckt so viel drin: Bewegung, Atmung, Verbundenheit, Intuition, Selbstbewusstsein.
Sinem hat auf sich gehört und ist ihren Weg gegangen!
Endlich durfte ich meinen Mann dazu holen. Im Geburtsraum angekommen, wurde ich aufgefordert mich hinzulegen für ein weiteres CTG. Ich verneinte jedoch und stellte mich an die Geburtswanne, die dort stand. Als mein Mann dazu kam, legte er mein Handy mit entspannender Meditationsmusik bereit und umarmte mich wieder und wir lachten und tanzten weiter. Er massierte mir den unteren Rücken und erinnerte mich unter den Wehen daran, weiter tief ein- und auszuatmen. In meinen 2 vorherigen Geburten tendierte ich nämlich dazu, die Luft anzuhalten. Die Hebamme merkte schnell, dass wir keine Hilfe benötigten und ließ uns diese intensive Erfahrung auch in Ruhe machen. Nach ca. 10 Min. merkte ich, dass ich nicht mehr stehen kann und legte mich halb sitzend auf das Bett.
Diese intensive Zeit zu zweit in der Entspannung … das fördert durch das Oxytocin nicht nur die Geburt, es hilft auch, mit den Kontraktionen umzugehen durch die Ausschüttung von Endorphinen!
Nach einer weiteren Untersuchung sagte die Hebamme 4–5 cm. Im Vergleich zu den letzten Malen freute ich mich, dass es voranging und lies mich nicht durch eine einfache Zahl aus der Ruhe bringen. Die Hebamme rief den Arzt an und riet ihm so langsam dazuzukommen, weil das Baby gleich kommen würde. Im selben Moment rief ich ihr zu, dass das Baby nicht gleich, sondern jetzt komme. In der nächsten Welle hielt ich die Hände meines Mannes, wir atmeten gemeinsam ganz tief ein. Beim Ausatmen kam unser Wunder, ohne wirklich allzu große Anstrengung auf die Welt.
Sinem kannte ihren Körper. Sie hat mit ihrem Mann eine Einheit gebildet, da auch er an der Vorbereitung
beteiligt war. Und so konnte sie voller Vertrauen ihr Baby auf dieser Reise unterstützen und die richtigen Entscheidungen treffen.
Trotz 4 Wochen zu früh, waren ihre Werte super und sie war super entspannt. Die Ruhe hatte sie in keinerlei Stress versetzt. Obwohl ich schon 2 Kinder auf natürlichem Wege geboren habe, war dies die intensivste Erfahrung, die ich je gemacht habe. Bei den anderen beiden war nur der Moment, als sie auf meinen Arm gelegt wurden, magisch. Die Freude und das Lächeln kam erst an diesem Punkt auf. Bei der Geburt unseres 3. Wunders, war die Freude schon bei jeder Wehe, während wir die Welt ausschalteten, tanzten und lachten schon magisch. Mein Mann war diesmal nicht einfach nur dabei, sondern hat aktiv
teilgenommen. Es war eines der schönsten Momente, die wir als Paar erleben durften. Unsere Familie war mit intensiver Liebe komplett geworden.
Eine Geburt kann dein Leben verändern. Auf so vielen Ebenen.
Du entscheidest wie.